Warum?

Einen Teil der Warums kann ich mir mittlerweile recht gut beantworten, und ich hoffe, daß die hier vorgestellten Antworten nicht nur plausibel sind wie die Beliebigkeits-Lügen der derzeitigen Herrschaft, sondern auch als wahr gelten und erfahren werden können. Und von dem einen Leser und der anderen Denkerin, weiterverfolgt und vervollständigt werden.

Der internationale Imperialismus ist in seiner deutschen Abteilung 1933 angetreten, das Sowjetimperium zu zerschlagen. Auf allen Schlachtfeldern und Herrschaftsgebieten. Und dazu gehörte auch der Einsatz der Herrschaftstechnik der Propaganda in jesusfundamentalistischer Tradition: Verlogen, gott- und schicksalsgläubig, herrenmenschelnd, kriegslüstern, räuberisch, menschenverachtend, kulturlos, aber in Verkleidung und Behauptung allerhöchster Kultur. Die neuesten technischen Errungenschaften wie Tonfilm und Radio nutzend. Der Kader der Sowjetunion war weit überwiegend nicht käuflich, verfocht konsequent die nationalen Interessen der Völker der Sowjetunion und die internationalen aller imperialistisch Unterdrückten und Erniedrigten; diese Politik hatte dabei auch internationale Ausstrahlung. Millionen Arbeiter, Sozialisten, Intellektuelle hofften auf diese Union. Die Sowjetmenschen waren dabei Vor-Bild und realgewordene Utopie. Und diese war die akuteste Gefahr für den Bestand des Kapitalismus. Und also hatte die Staatspropaganda die Aufgabe, den Staat und ihre Funktionäre schwarzzumalen. Die zentrale Figur des Hasses war weit vor allen anderen der Stählerne. Als die Original-Nazis den deutschen Polit-Laden übernahmen mit Hilfe des Geldes ihrer reichen Gönner und Auftraggeber, war er etwa ein Jahrzehnt lang schon einer der Hauptgestalter der Politik seines Landes.

Mit der grenzüberschreitenden Reichweite der Propaganda ließen sich, ich habe das oben kurz angerissen, kausale und temporäre Zusammenhänge umkehren: Man mußte nicht erst die fremde Bevölkerung und ihr Siedlungsgebiet erobern, um die eigene Religion durchzusetzen. Von nun an war es umgekehrt: Man funkt erst die eigene Religion und läßt sie die Wirkung des legendären trojanischen Pferdes entfalten, und eines schönes Tags öffnen sich die Tore der Mauer von innen und die Bewohner verschenken ihr ganzen Land für ein paar Glasperlen wie einen Kontinent. Und schleppen gleich noch die Köpfe ihrer Führer heran und übergeben sie ihren Verderbern, die sie für Wohltäter halten, da die ihnen das oft und bunt und lang genug eingetrichtert haben.

Aus Sicht der Hitleristen ist es also völlig naheliegend, daß sie den Stählernen als einen anderen schwarzmalten, als er tatsächlich war. Und daß sie ihm und den seinen, seinem Staat und seinen Genossen die toten Polen unterschoben, die sie selbst verbrochen hatten. Das Töten der Polen ab dem 1.9.1939 war zunächst ihre ganz normale Politik, denn sie mordeten überall, wo Wehrmacht und SS standen. Allerdings in Abhängigkeit der jeweiligen Kriegs- und Besatzungs-Regionen asymmetrisch: In Osteuropa sehr anders als in West- und Nordeuropa. Nun ergab sich für die Krieger-Nazis die Gelegenheit, die Opfer ihrer Mordaktionen nach propagandistischem Belieben Stalin und Genossen unterzuschieben und diese für Tote, für die diese gar nichts konnten, an den Pranger zu stellen und mittels dieses Prangers auch noch das Widerstandspotential gegen deutsche Besatzung und deutsche Herrenmenschenherrschaft wenig­stens teilweise auseinander zu dividieren. Und ihre „Rechtsnachfolger in Identität“ wiederholen totalverlogen völlig gewissenlos auch heute noch, die deutschen Einsatzgruppen hätten den sowjetischen Soldaten an Grausamkeiten „in nichts nachgestanden“. Das ist aus ihrer Sicht völlig verständlich: Braunes, korruptes Pack kann gar nicht anders. Zu welcher Zeit und in welcher sogenannten Zivilgesellschaft auch immer, ob gerade die Adolf-Hitler-Spende oder die Helmut-Kohl-Spende oder die Angela-Merkel-Spende die Wahlkrampf-kassen füllt und lange vor jeglichem Urnengang außerhalb jeglicher Scheindemokratie präjudiziert, wer zukünftig kanzlert. Ob es nun als Historiker, Zdf-info-Cheflügner, Bumspräser oder Kirchentagspräser oder pseudowissenschaftlicher Herausgeber der Tagebücher des größten Propaganda-Ministers firmieren, den sie je hatten. Wobei diese Methodik zu den üblichen tagtäglich-seriellen Gemeinheiten gehört. Nicht nur, daß sowjetische Soldaten oder auch GPU-Mitarbeiter völlig ungerechtfertigt gleichgesetzt werden mit SS- und anderen Massenmördern, der kausale und zeitliche Zusammenhang wird gleich noch umgekehrt, als habe die Rote Armee die Wehrmacht überfallen und das Deutsche Reich und nicht umgekehrt. Alles klar! Als habe die SS sich Mühe geben müssen, die Rotarmisten im Überfallen, Vernichtungskriegsführen und Massenmorden zu übertrumpfen, es aber nicht geschafft.

Aber warum Nikita Sergejewitsch? Warum hat er der Partei, der er so lange angehörte, dem Land, in das er hineingeboren wurde und das er als Kriegsrat verteidigt hat, einen solchen Bärendienst erwiesen? Indem der dem langjährigen Generalsekretär, dem Obersten Befehlshaber, dem Volkskommissar, dem Vorsitzenden des Ministerrats, dem Helden der Sowjetunion usw. Unfähigkeit, Terror, Verbrechen, Tyrannei, Versagen, Willkür, Alleinherrschaft, Globus-Kriegsplanung usw. andichtete? Also gemäß dem von der SS 1944 ausgegebenen Muster, dieses mit allerhand Histörchen ausschmückend, die alle vorne und hinten nicht stimmen. Eine Überprüfung ergibt, vielmehr daß das Gegenteil seiner Dichtungen wahr ist und von sämtlichen sonstigen wirklichen Zeugen Gegenteiliges berichtet wird.

Eine erschöpfende Antwort auf diese Frage wird wohl nicht gefunden werden können. Mein Bild von Chruschtschow, wie es sich aus den Schilderungen seiner Genossen aufbaut, ist das eines begabten Karrieristen, der als Teil eines Kollektivs, als Rädchen im Getriebe funktionierte und dessen Schadenspotential sich in Grenzen hielt. Ein Allerweltsmann, der in irgend einem Konzern oder in einer revolutionären Partei auch heute zu Tausenden analog agiert. Der jederzeit in der Lage ist, die Chance zu nutzen für den weiteren Aufstieg. Und der im Fall des Nikita Sergejewitsch sachzwangsläufig und sicherlich im Verlaufe der Jahrzehnte ein intrigantes Geschick entwickelt hat. Und eines schönen Tags bot sich ihm die Chance, Erster zu werden. Er mußte nur ein paar andere aus dem Rennen kicken, die eher geeignet waren und denen er den Vortritt hätte lassen müssen. Eigentlich. Ja, auch durch physische Vernichtung wurde die Rangordnung zu seinen Gunsten geändert, was fast immer zu erwähnen „vergessen“ wird. Jedenfalls in der Zusammenfassung und Wertung. Auch wenn die Namen seiner Toten, Berija und Genossen, konkret immer und immer wieder aufgesagt werden, heißt es doch gebetsmüllerisch, unter Stalin habe man Angst haben müssen, erschossen zu werden. Man sei eingeladen worden und habe nicht gewußt, wohin man gebracht würde und wozu. Und es heißt nicht nur. Chruschtschow selbst gibt diese Anti-Stalin-Stereotype in seiner Rede zum besten. In der selben, in der er seinem Kontrahenten Berija, den er hat liquidieren lassen, noch keifend ins Grab hinterhertritt. Und nicht verrät, in welche Falle er ihn gelockt hat oder hat locken lassen.

Chruschtschow selbst hat über die Jahrzehnte, vor allem aber in den Kriegsjahren, so viele Exekutionen mitbekommen, viele sicher mitverantwortet und viele sicher auch selbst veranlaßt. Wie viele andere auch. Ein Menschenleben galt zeitweise wirklich nicht viel. Anfang der 1920er, dann Juni 1941 bis Mai 1945. Das waren die hauptsächlichen Jahre des Exekutierens. Nicht 1937/1938. Also nicht wegen der Bösartigkeit Stalins oder Chruschtschows, sondern wegen der Verbrechen, die von außen über das Land und das Volk gebracht wurden. Ohne Entscheidungssituationen, gegen die die in den griechischen Tragödien und in den shakespeareschen Dramen Kinderspielchen waren, konnte der Stählerne nicht diese Größe erreichen und Chruschtschow nicht so abgrundtief verzwergen.

Und siehe: Das, was Jahrzehnte später als das Peter-Prinzip bekannt werden sollte, funktionierte auch ab 1953 schon genauso. Nikita Sergejewitschs Position, sein atemberaubender Aufstieg hatte sein Kompetenz- und Charakter-Niveau offenbar weit hinter sich gelassen.

Lasar Kaganowitsch, der alte Bolschewik, der 1991 im Alter von 97 Jahre verstarb, hinterließ uns seine Erinnerungen an Stalin, an Stalins Tod, den Putsch gegen Berija, die Wahl Chruschtschows zum Ersten Sekretär, die 1956er Rede und anderes. Auch uns, auch wenn die deutsche Herrschaft ganz und gar nicht will, daß wir sie kennen. Und auch eine Charaktereinschätzung und Darstellung Chruschtschows, der ihn, Kaganowitsch, ausschaltete inklusive Parteiausschluß, um seine demokratische Abwahl bald nach der „Geheim“-Rede zu verhindern. Hat er noch Glück gehabt, der Lasar, daß er nicht exekutiert wurde wie Berija.

Jedenfalls berichtet Kaganowitsch, Chruschtschow habe sich etwa so verhalten wie der es gegen Stalin erzählt hat: Anfangs lief es mit ihm als Ersten ganz gut, aber er wurde rasch selbstherrlich, faßte spontane Beschlüsse ohne die anderen zu fragen, ohne Rücksicht zu nehmen. Nicht auf die anderen, nicht auf die Vernunft. Das Kollektiv wurde degradiert zu einer Kaspertruppe, die die Eskapaden des tyrannischen Clowns und clownesken Tyrannen ertragen mußte. Eine Entwicklung, die es in vielen Staaten und anderen Organisationen überall auf der Welt immer und immer wieder gab und auch weiterhin geben wird. Die aber außer von Chruschtschow gegen oder auch nur über Stalin ansonsten von niemanden überliefert ist. Man wählt jemanden oder er wird einem auf Grund der Wahl anderer vor die Nase gesetzt. Und er stellt sich als ein anderer heraus, als man bis zu seiner (oder auch ihrer) Einsetzung dachte. Ein Allerwelts-und-alle-Tage-Ding.

Die Einsetzung Chruschtschows per Wahl schildert Kaganowitz als schon sehr speziell; so hat man sich KPdSU-Politbüro-Entscheidungen eigentlich nicht vorgestellt:

Von März bis September war Chruschtschow einer der Sekretäre des ZK. Das Sekretariat war sozusagen ein Kollektiv und – ich kann sagen, das war nicht schlecht. Während des Septemberplenums des ZK, in der Pause zwischen den Sitzungen im Erholungszimmer, wo gewöhnlich der Meinungsaustausch unter den Mitglieder des Präsidiums über diese und jene Fragen stattfand, sagte Malenkow plötzlich und unerwartet für alle: „Ich schlage vor, Chruschtschow auf diesem Plenum zum 1. Sekretär des ZK zu wählen.“ Ich sage „unerwartet“, weil das Stellen einer solch wichtigen Frage gewöhnlich vorher besprochen wurde. Als ich Malenkow dann fragte, warum er zu niemandem etwas über diesen Vorschlag gesagt hatte, antwortete er mir, vor der Eröffnung des ZK-Plenums sei Bulganin zu ihm gekommen und habe ihn gedrängt, auf dem Plenum den Vorschlag über die Wahl Chruschtschows als 1. Sekretär des ZK vorzutragen. „Es ist anders“, sagte Bulganin, „ich werde diesen Vorschlag selbst vortragen.“ Daraufhin erwiderte Malenkow: „Als ich darüber nachdachte, daß Bulganin hier nicht als Einzelner handelt, habe ich mich entschieden, diesen Vorschlag vorzutragen.“ Dann rief Bulganin in der Beratung als erster voller Begeisterung: „Laßt uns das entscheiden!“ Die übrigen haben zurückhaltend zugestimmt, und natürlich nicht, weil sie, wie man heute vielleicht sagen würde, sich fürchteten zu widersprechen, sondern einfach deswegen, weil bei der Wahl des Ersten Sekretärs keine andere Kandidatur vorgesehen war – und so geschah es.1

Analoges berichtete Lasar Kaganowitsch über das Zustandekommen der sogenannten Geheimrede. Die bemerkenswerterweise so „geheim“ war, daß offensichtlich überhaupt nur einer des Führungskollektivs vorher wußte, daß sie stattfinden würde, und womöglich alle anderen auch hinterher nicht mitbekommen hatten, was da gerade vor ihren Augen und Ohren abgelaufen war:

Der XX. Parteitag ging dem Ende zu. Aber plötzlich wurde eine Pause angeordnet. Die Mitglieder des Präsidiums wurden im hinteren Zimmer zusammengerufen, das für die Erholung bestimmt ist. Chruschtschow stellte die Frage über Anhörung seines Berichts über den Personenkult Stalins und dessen Folgen auf dem Parteitag. Hier wurde uns ein kleines maschinenschriftlich verfaßtes rotes Büchlein ausgehändigt – der Textentwurf eines Berichts. Die Sitzung fand nicht unter normalen Bedingungen statt – es war beengt, einige saßen, einige standen. Und es war schwierig in der kurzen Zeit dieses umfangreiche Heft zu lesen und seinen Inhalt zu durchdenken, um entsprechend den Normen der innerparteilichen Demokratie einen Beschluß fassen zu können. Und das alles während einer halben Stunde, während die Delegierten im Saal saßen und auf etwas für sie Unbekanntes warteten, war doch die Tagesordnung des Parteitags erschöpft.
Die Sitzung zog sich in die Länge, die Delegierten (im Saal, Red.) regten sich auf, und deshalb wurde die Sitzung ohne irgendeine Abstimmung beendet und wir gingen wieder auf den Parteitag. Dort wurde als Ergänzung zur Tagesordnung mitgeteilt, den Bericht Chruschtschows über den Personenkult Stalins anzuhören. Nach dem Bericht fand keine Diskussion mehr statt, und der Parteitag beendete seine Arbeit.2

Hm. Liest sich weniger nach Geheimrede, mehr nach Überrumpelungsrede und einem chaotischen Alleingang eines wildgewordenen Politzombies.

Wir sehen eine weitere Propaganda-Technik, die erfolgreich angewendet wird, indem das als feindlich behandelte Regime kommunikationstechnisch dominiert wird. Der ganze Parteitag, so wie er geplant war, dauerte etwa 2 Wochen. Etliche andere Reden waren nicht weniger „geheim“ wie diese. Nur eben geplant. Das feindliche Rollback-Regime, das alle sonst geltenden Regeln gegen die Bolschewisten eben nicht gelten läßt, ob unter Hitler, Adenauer, Churchill, Truman oder Eisenhower, Reagan oder Clinton, greift sich ein ihm genehmes, geeignet scheinendes Ereignis heraus und erklärt es zum Eigentlichen. Wie es übrigens auch im tagtäglichen Kommerz geschieht, meistens zur Verkaufsförderung. Wenn es in einem Film genau eine 3-Sekunden-Fick-Sequenz gibt, oder eben kurz ein paar Titten bzw. Nippel zu sehen sind von irgend einer Promitusse oder eine spektakuläre Gewalt- und Horror-Szene, dann werden damit die Reklame-Schlachten um die Eintritts­ticket-Gelder bestritten. Gegen die bolschewistischen Feinde aber ist es immer umgekehrt: Dort pickt man sich nie einen kleinen Moment zu deren Gunsten heraus. Nicht den Freundschafts- und Friedenssatz. Wenn der Erste Sekretär in einer langen Rede mal eben ideologisch kapituliert, aus welchem Grund auch immer, dann wird diese ganze Rede zur Hauptsache erklärt. Analog zu der einen Randbemerkung der Luxemburg von wegen der „Freiheit der Andersdenkenden“, die von den „Rechtsnachfolgern in Identität“ ihrer Mörder und damit also gleichzeitig von den Beschützern und Rechtfertigern ihrer Mörder ab 1988 als ihr angebliches Credo durchgesetzt wurde, und Gysi machte ab Ende 1989 den Chruschtschow für dieses Idiotenspiel. Und plappert nach so pseudo-intellektuell er es nur kann. Oder als die bodenreformfeindlichen Lodenmantel-Heinis im Berliner ICC den Auftritt des als Redner gekauften Gorbatschow, es gab 10 oder 20 Tausend Demark für ihn dafür, inszenierten und sich genau einen Satz rauspickten als die Aussage der Rede. Was genauso inszeniert wurde wie der eine Satz des Joseph Goebbels im Sportpalast: Wollt ihre den totalen Schwachsinn? Ja, sie wollen! Und es riß sie auch im März 1998 aus den Sitzen, und der Jubel war mindestens so überzeugend wie der in dem Propagandastreifen mit Joseph dem Kriegspropheten und Aufputscher seines „Führers“. Der, mit dem sie die Rede ins Volk und in die Welt warfen...

Es gibt neben anderen folgende zwei Voraussetzungen für das Funktionieren dieser Methode:

1. Die totale herrenmenschelnde Gewissenlosigkeit, wie sie in den letzten paar hundert Jahren fest mit dem Jesus-Aberglauben verbunden ist.

2. Die kommunikative Dominanz innerhalb des Kommunikationsluftraums. Sozusagen.

Allzu weit in die Sowjetunion reichten diese Anti-Stalin-Lügen wie auch die Katyn-Lügen des Joseph Goebbels zunächst wohl nicht. Aber nach Polen und in die DDR schon, dort waren sie ja schon vor dem Kriegsende gestreut, und der goebbelsche Same konnte auf günstiges Klima für erneutes Blütentreiben warten; die unterschiedlichen Reichweiten der Goebbels- wie Radio-Liberty-Rias-Lügen kann man den Texten der letzten 70 Jahre deutlich entnehmen. Und vor allem im Westen machten die Gulag-Greuel-Märchen des Solschenyzin Karriere. Der die goebbelsche Nazipropaganda wiederholte und ausschmückte, wie die Moral und Generalaussage der Chruschtschow-Rede von 1956 schon in der des Wlassow von 1944 angelegt war. Die von Joseph Goebbels geführten Verlage publizierten parallel zur Radiopropaganda und der seines Zeitungsimperiums auch Monographien. Wie zum „Massenmord im Wald bei Katyn“, so auch zum „Gulag“. Via Amazon kann man „Die größte Sklaverei der Weltgeschichte: Tatsachenbericht aus d. Strafgebieten d. G. P. U. Broschiert, 1942, von Kajetan Klug und Karl Neuscheler“3 erwerben. Analog dazu „Der Massenmord im Walde von Katyn. Ein Tatsachenbericht auf Grund amtl. Unterlagen Unbekannter Einband – 1943“4 Naziamtliche Unterlagen! In beiden Fällen wird Original-Goebbels-Propaganda als objektiver Beweis für die Schuld der „Stalinisten“ und die Unschuld der Nazis verhandelt. Wie in der Brd seit 1949 üblich. Dieser Zusammenhang darf i.d.R. nicht reflektiert werden, kommt in keiner Knopp-Zdf-3sat-phoenix-Dfg-Sendung vor.

Also, eine kriminelle, terroristische, massenmörderische Bande produziert „Beweise“ der Schuld anderer für die eigenen Verbrechen und miesesten Absichten und die gelten dann als einzig zitierbar, während die Argumente der Gegenseite nichts gelten und nicht einmal zitiert werden. Auf keinem Gez-Sender, in keiner Faztaz, von keinem Staats-Historiker. Eu- und vermutlich zudem us-weit! Und da ja dorthin weit überwiegend die Nobelpreise verteilt werden, schreibt die übrige Welt ab und wird das dann letztlich auch an ukrainischen Schulen gelehrt. Womit nicht nur der Tyrann Stalin, nicht nur die heute staatsoffiziell geltende Katyn-Version 1:1 Goebbels-Propaganda ist, sondern auch noch die Gulag-Propaganda des Solschenyzin. Da dessen Nobel-Preis-Buch eine Belletrisierung und Ausschmückung des Sklaverei-Buchs der Goebbels-Industrie ist. Wie Chruschtschows Rede eine Verlängerung und Illustration der Wlassow-Rede von 1944 in der Original-Inszenierung der SS. Sämtliche Fortschreibungen basieren nicht zuletzt auf der Unterdrückung der Originale; so erfolgreich auch mehrere hochgestellte Brd-Dissertation-Abschreiber-Doktoren mittels Textvergleiche überführt wurden, der Vergleich der heutigen antisowjetischen Propaganda mit den Originalen ist offenbar totaltabu. Und so sind auch die wider den „Stalinismus“ in den letzten Jahren oft kolportierten Hungersnot-Massenmordvorwürfe und die Millionen toten Ukrainer, die dieser Terror das Leben gekostet haben soll, wen wundert's (?), im Original Goebbels-Propaganda aus dem Jahre 1935.

Zurück zur Rede von 1956. Gerald Götting der spätere langjährige CDU-Vorsitzende der DDR überliefert ein Erlebnis aus dem Jahr 1956, vom Ende des Parteitags, da er Otto Nuschke, den damaligen Vorsitzenden in die Sowjetunion begleitet hatte.

Ich erinnere mich an den 23. Februar 1956, an Otto Nuschkes 73. Geburtstag. Er war in Barwycha bei Moskau zur Kur, und es kamen nicht nur Ulbricht und andere deutsche Genossen, die gerade zum XX. Parteitag in der Stadt weilten, zum Gratulieren ins Sanatorium, sondern auch namhafte KPdSU-Funktionäre, wie ich damals erfreut feststellte. Zwei Tage später, nach dem Ende des Parteitages, gaben die Sowjets zu Ehren des Stellvertretenden DDR-Ministerpräsidenten abends einen Empfang. Die Stimmung war gedrückt, Chruschtschow hatte seine Geheimrede gehalten, wovon wir aber nichts wussten. Aber atmosphärisch war zu spüren, dass irgend etwas nicht stimmte. Vizepremier Anastas Mikojan würdigte Vizepremier Otto Nuschke mit einer warmherzigen, anrührenden Ansprache, die auch auf das politische Verhältnis zwischen der UdSSR und der DDR einging. Danach erhob sich Außenminister Wjatscheslaw Molotow und erklärte, das wäre die erste anständige Rede gewesen, die er heute gehört habe … Erst später wurde mit klar, was er damit gemeint hatte.5

Das sowjetischen Führungs-Kollektiv hat recht bald gemerkt, wen es sich da gewählt hatte, und wollte den Nikita alsbald wieder loswerden. Es war immerhin nicht so, daß die Führungs-Crew all das verpennte und die Blödheit der Rede in sich nur so aufsog. Der Parteitag war im Februar, bald darauf sollte Chruschtschow abgewählt werden, und entsprechend der eben zitierten indirekten Einschätzung war Molotow unter denen, die eine weitere Schädigung des Staats verhindern wollten. Auf der deutschen Wiki-Seite zu Wjatscheslaw Molotow liest sich das so:

Nach dem XX. Parteitag der KPdSU im Jahre 1956 versuchte im Juni 1957 eine Mehrheit im elfköpfigen Politbüro (bestehend aus Malenkow, Molotow, Kaganowitsch, Saburow, Perwuchin, Bulganin und Woroschilow) erfolglos, Chruschtschow als Ersten Sekretär zu stürzen. Sie wollten die Politik der drastischen Entstalinisierung nicht fortsetzen. Das von Chruschtschow eiligst einberufene Zentralkomitee wählte Malenkow, Molotow, Kaganowitsch und Saburow ab und degradierte Perwuchin. Molotow verlor seine Führungsämter.6

Der zweite Putsch Chruschtschows, und er spielte nicht nur die Mehrheit des Politbüros aus, sondern servierte sie auch gleich noch ab.

Irgendwann war der dummköpfige Chaot dann auch den anderen nicht mehr trag- und tolerierbar. Immerhin reichte damals das kollektive Potential noch, den Wechsel einigermaßen demokratisch hinzubekommen, ohne deshalb gleich den ganzen Staat einzureißen.

Das dauerte allerdings noch etliche Jahre, bis Ende 1964, kein Wunder, er hatte ja alle, die anderer Meinung waren „abgewählt“.

Auf der deutschen Wiki-Seite zu Chruschtschow liest sich das so:

Bei aller Enttäuschung über seine kalte Abservierung deutete Chruschtschow es dennoch als Sieg der Partei und Zeichen für den inneren Wandel in der Sowjetunion seit 1953, dass er in Rente geschickt – und nicht verhaftet oder gar liquidiert – worden war, wie es in der Stalin-Ära geschehen wäre.7

Dieses Zitat, um ein weiteres Mal zu zeigen, wie „unabhängig“ die von der Weltherrschafts-Kriegs-Propaganda der Anti-„Stalinismus“ bis ins letzte Eckchen der zugelassenen Öffentlichkeit reicht und erzählt werden muß. Egal, wie falschherum es immer ist: Alles muß mit einem Seitenhieb gegen den Stählernen erzählt werden, und noch die allerletzte Nummer des Chruschtschow wird zu seinen Gunsten umgedichtet und mit entsprechenden Floskeln versehen.

Wie nebenbei wird hier einfach mal „übersehen“, daß Berija und Genossen liquidiert wurden und zwar in seiner Verantwortung, also nicht in Stalins. Und daß es Chruschtschow war, der einer derjenigen war, der schon in der Zeit des „großen Terrors“ Provinzfürsten war, der die beklagten Liquidierungen Unschuldiger zumindest mitzuverantworten hatten. Er blieb dem Betrug seiner Rede treu: Der Stalin war's.

Das Ausmaß der Wirrnis, den dieser in diese Position gelangte Irrläufer-Polit-Clown in den anderen sozialistischen Ländern angerichtet hat, deutet sich in den verschiedenen Texten der Gesprächspartner von Egon Krenz zum Thema Walter Ulbricht8 an, vor allem in den 30er und 50er Seiten. Die die „Enthüllungen“ - anders als ich – aus chruschtschowscher Sicht denken. Also anti-“stalinistisch“ anstatt anti-chruschtschowistisch. Und das Hin und Her - rin inne Kartoffeln, raus aus de Kartoffeln - ab Stalins Tod und die zum Teil chaotischen Berliner Reaktionen auf das chaotische Tun in Moskau. Und Walter Ulbricht, als damals schon sehr erfahrener Politiker in diesen Berichten, insbesondere wenn man die Wirrnis der jeweiligen Erzähler einrechnet, eine recht gute Figur macht in den konkreten Erzählungen. Wenn es so etwas wie Stalinisten gegeben hätte: Er war sicher einer der besten! Und der treuesten sowieso. Dessen politisches wie physisches Überleben im anti-„stalinistischen“ Erzählstil immer zwanghaft als Beweis dafür erzählt wird, daß er andere ans Messer geliefert habe. Was diesen Erzählstil drastisch von der heutigen Erzählweise des Juden unterscheidet. Der, jedenfalls wenn er nicht auch Kommunist war, auch überlebt haben darf, ohne andere denunziert oder sich bei der Obrigkeit angebiedert zu haben

Tatsächlich läßt sich die Wirrnis dieser Erzählweise nicht innerhalb des anti-„stalinistischen“ Koordinatensystems auflösen. Des chruschtschowschen Einerseits und Andererseits, dieses undialektischen Redezickzacks. Die Loyalitätskonflikte, die Widersprüche zwischen den selbsterlebten Hoffnungen und Siegen der Menschen und den überraschenden, neuen Erklärungen aus Moskau vom totalen Versagertum und der irren Inkompetenz, von Blutrünstigkeit und Selbstherrlichkeit des krank-wahnsinnigen Diktators, die vorne und hinten nicht zueinander paßten, waren in diesem Erzählmodus nicht zu versöhnen. Oder, anders ausgedrückt, das chruschtschowsche Stalinbild paßte zu diesem Leben und Werk des Stählernen wie das heliozentrische Weltbild der katholischen Kirche zu den tatsächlichen Laufbahnen der Himmelskörper unseres Sonnensystems. Beide Falschbilder halten der Überprüfung nicht stand. Und brauchen für ihre Glaubwürdigkeit die Unschärfe, die Inkompetenz, den Mangel an Information, Kenntnis, Methodik.

Mit der Entwicklung der Fernrohre und der kosmologischen Theorie und Berechnungen konnten die Astronomen die beobachteten Phänomene innerhalb der Grundannahmen des durch die Kirche kanonisierten Weltbildes immer weniger erklären. Erst als sie diese durch eine entgegengesetzte ersetzen konnten, das nennt man Paradigmenwechsel, daß nämlich sich die Erde um die Sonne drehe, stimmten die Berechnungen wieder mit dem überein, was man auch konkret durch die Fernrohre sah. Wie auch Ilja Ehrenburgs konkrete Stalin-Erlebnisse nicht zu seinen Kommentaren paßten.

Daß Chruschtschow von den Usa oder sonstwem gekauft worden sei, wurde nicht bekannt und auch nirgends spekuliert. Bleibt zu konstatieren, daß zum Unglück für das Land, für die Partei und alle Freiheitssehnsüchtigen ein Narr, ein Dummkopf, ein wirrer und eitler Typ, ein Bürokrat mit zwergenhafter Persönlichkeit und großer Klappe, ein Schönredner und Einreißer, ein Despot und Abkanzler, ein Hochstapler und Schaumschläger in diese Spitzenfunktion gelangte. Der aber doch die Fähigkeit gehabt haben muß, erfahrene Politiker lange über sein Mittel- und Niedrigmaß zu täuschen und der seine eigenen Gemeinheiten und Schandtaten per Zuschreibung aus seiner Politwelt zu schaffen gedachte. Und das nach solchen Köpfen und Charakteren wie W.I. Lenin und J.W. Stalin! Und es gelang ihm recht schnell, das Kollektiv auszuschalten, anstatt es zu leiten, wie durch Lasar Kaganowitsch berichtet. Und es gelang ihm nach allem, was zu lesen ist und was daraus zu schlußfolgern naheliegt, den großen Marschall Schukow vor seinen Karren zu spannen. Ohne den der Putsch gegen Lawrenti Berija 1953 wie der gegen das Politbüro 1957 rückblickend nicht einmal denkbar scheint. Um ihn kurz nach dem zweiten Putsch dann abzuservieren und kaltzustellen, den großen Marschall. Was allein eine eigene Analyse wert wäre.

Und so bleibt bis hierher der Grund für die Weichenstellungen, die Chruschtschow ab 1953 vorgenommen hat, so banal, wie die Plazierung der Rede auf dem XX. Parteitag nach Kaganowitschs Bericht erscheint. Wie auch die Umstände erscheinen, daß nicht über sie diskutiert worden ist.

Soweit die vergleichsweise harmlose Interpretation. Und nun die meines Wissens nächstliegende Verschwörungstheorie; dieses Wort ist ja eines der meistbenutzten Propagandawörter zum Niederbrüllen jeglicher Abweichung vom obrigkeitlich vorgegebenen Mainstream. Allerdings: Wer kein „Verschwörungs-Theoretiker“ ist, ist ein Idiot, der nur nachplappern kann, was die Herrschaft vorgibt. Und kann also auch nichts anderes denken, als das herrschaftlich angebotene Vorgegebene. Denn jegliches Regieren und Herrschen ist immer auch Verschwörung. Jedenfalls, solange man eine einigermaßen vernünftige Definition dafür hat, was Verschwören sei: Das Verabreden von Politik in kleinen und kleinsten Zirkeln, deren Beschlüsse unter Angabe verlogener Begründungen an das Volk ausgegeben wird; Lobbyismus ist z.B. institutionalisierte Verschwörung und die sogenannte Kanzlerrunde ist es sowieso. Und wenn das Merkel für den Deutsche-Bank-Chef Ackermann eine Geburtstagsparty schmeißt, steht diese Bank ein paar Jahre später am Abgrund, und niemand darf den Zusammenhang zwischen der Ackermann-Merkel-Kungeleien, den ackermannschen Bilanz-„Tricks“, die selbstverständlich nicht Betrug heißen dürfen, und den Milliarden-Defiziten und Außenständen und Schadensersatz-Forderungs-Prozeduren der Us-Adminstration ein paar Jahre danach auch nur erwähnen in der Öffentlichkeit.

Wie jeder „Ostdeutsche“ ein Idiot ist, der sich seinen Schneid und seine Rechte als DDR-Bürger durch bloße Umbenennung abschwatzen läßt, und jeder DDR-Grenzsoldat Anfang der 1990er schon lange vor dem Prozeß quasi verurteilt war mittels seiner massenmedial-lügenpresseverlogenen Umbenennung zum „Mauerschützen“. Womit dann auch gleich die Staatsgrenze zur innerdeutschen umgedichtet wurde. Denn ein Grenzsoldat handelt nach international akzeptierten Regeln. Ein „Mauerschütze“ wurde der vollen, von den Anti-DDR-HaSS-Medien verspritzen Gift-und-Galle-Willkür unterworfen. Zumal an einer Grenze, die nun rückwirkend die „innere“ Angelegenheit der Westdeutschen war, ist und immer sein wird. Das hatten die Staatsgründungsnazis schon so festgelegt.

Nikita Sergejewitsch Chruschtschow war 1953 nicht der erste Anwärter auf die Nachfolge des Stählernen nach dessen Tod. Darin stimmen alle Quellen, die sich mit dieser Statusfrage auseinandersetzen, überein. Wenn er nun nicht Erster Sekretär wurde, weil die höherrangigen Anwärter ausfielen, allen anderen voran Berija, sondern weil sie ausfallen mußten, daß er es werden konnte, ergibt sich eine eigentlich einfache Rechnung:

Lawrenti Berija, der eigentliche Nachfolger des Stählernen, war Sicherheitschef nach der Jeshowschina geworden und war es, als die Prozesse und Aburteilungen der nun als Verbrecher Erkannten Ende der 1930er geschahen. Zuvor war er ein erfolgreicher Parteifunktionär in Georgien gewesen, der die Wirtschaft in Schwung gebracht hatte. Mit den Nachkriegs-Affairen wie der Ärzteaffaire, die heute zu „Stalins Verbrechen“ gezählt und als dessen Antisemitismus erzählt wird, hatte er auch kaum etwas zu tun, da er zu dieser Zeit gerade nicht Sicherheits-Chef war.

Er wußte also um das, was geschehen war, war selbst aber kaum in die „Ungesetzlichkeiten“ verwickelt. Und war ansonsten zudem erfolgreich als Funktionär und Wirtschaftslenker.

Anders Nikita. Der als regionaler Parteifunktionär beteiligt gewesen sein mußte an den Todesurteilen der sogenannten Jeshowschina 1937/1938. Sowohl derjenigen, die auch nach 1938 noch als rechtens galten, als auch den anderen. Und als Landwirtschaftsfunktionär und im Kriegsrat war er wohl auch nicht die hellste Leuchte am Firmament der großen Ruhmreichen. Jedenfalls klingen mehrere Erzählungen von Anrufen Chruschtschow beim Stählernen, wie Schukow und andere sie wiedergeben, nach großer Nachsicht Stalins Chruschtschow gegenüber. Ob es nun um Ernteerfolge ging oder um militärische Operationen.

Warum auch der große Chef J.W. Dschugaschwili, genannt der Stählerne, den Nikita geduldet und sein Dauerversagen toleriert hat, für diesen mußte mit dessen Tod nun die Frage stehen, was weiter werde würde, wenn man den Dingen ihren Lauf ließe. Und was werden könnte, wenn man den Lauf der Dinge in die eigenen Hände nähme.

Über das Verhältnis zwischen Berija und Chruschtschow habe ich bei meinen Lektüren nichts gefunden. Der eine und andere Marschall äußert sich kritisch über Chruschtschow, und zwar mit Namensnennung, was einigermaßen ungewöhnlich ist und sonst negativ nicht so oft vorkommt. Vor allem werden ihm die verheerenden Fehler der Operation um Charkow zugeschrieben, für die Chruschtschow in seiner Rede den Stählernen blamiert. Berija hingegen kommt nicht vor. Die Militärs widersprechen desweiteren verschiedenen Darstellungen Chruschtschows, ohne seinen Namen zu nennen. Gab es für Chruschtschow empfangbare Signale, daß Berija ihn auf der Karriereleiter nach unten schicken wollte? Daß er ihn für dessen Beteiligung am großen Terror zur Verantwortung ziehen wollte?

Ob Chruschtschows Putsch gegen Berija und Genossen nun ein Zuvorkommen auf Grund wirklicher Gefährdung seiner Position durch den Funktionsinhaber Berija war oder aber nur auf Grund vermeintlicher Gefährdung oder ob er für die Durchsetzung seiner Karrierepläne eine solche Gefährdung gar nicht brauchte, weder eingebildet noch tatsächlich:

Berija mußte in allen drei Fällen - so oder so – weg, und wenn er weg mußte, mußte er auch sterben. Einen Prozeß konnte sich Chruschtschow sehr schlecht leisten. Der Mann wußte viel zu viel. Aber dessen Erschießung mußte man begründen. Und das ging nicht mit Pillepalle. Das mußten Verbrechen sein. Große Verbrechen, riesige angesichts der Verdien­ste Berijas. Und die „Verbrechen“ hatte Berija begangen, anders ging es ja nicht, als einer der engsten Mitarbeiter des Stählernen, unter dessen wesentlicher Mitwirkung er vom Leitungskollektiv in die Funktion eingesetzt worden war, von diesem gefördert durch Befürwortung, durch Übertragung von Verantwortung. Und da sich Berija dem Vertrauen des Führungs-Kollektivs würdig erwies, hieß er nun, in der 1956er Rede „Günstling“.

Wenn also Berijas Tötung begründet werden sollte, mußte auch der Stählerne als Verbrecher erzählt werden. Das eine ging nur sehr schlecht oder gar nicht ohne das andere. Und der heutige Propaganda-Modus war insofern auch der damalige: Je verbrecherischer der Stählerne war, desto größer auch die Verbrechensanteile bei erzählter Nähe zu ihm. Und selbstverständlich hat Chrutschtschow die auch heute praktizierte willkürliche Asymmetrie schon draufgehabt: Seine Nähe bedeutete nicht dasselbe wie Berijas Nähe, es bedeutete ihm Entgegengesetztes, aber im allgmeinen erzählt er sie in seiner Rede eher gar nicht. Und wenn doch, dann sehr distanziert.

Chruschtschow hat ja – nach seiner eigenen Legende – Berija nicht zuletzt als Fortsetzer verhindert. Als Fortsetzer der „Verbrechen Stalins“. Diese „Verbrechen Stalins“ sind zunächst also nicht mehr und nicht weniger als eine für das Partei-Volk, das Volk und die Welt plausible Begründung für die Ermordung Berijas und Genossen. Zwei bis drei Jahre nach deren Liquidierung. Eine Begründung der Notwendigkeit dieser Morde, um selbst die Parteispitze erklimmen zu können, was aber nicht gesagt wird. Diese Logik ist so einfach, daß sie nirgends vorkommt. Nicht in seiner eigenen Rede, nicht bei Leonhardt, nicht auf Wiki, nirgends. Nur hatte diese Begründung vermutlich sehr andere Auswirkungen, als der Lügner sich ausgerechnet haben mag.

Folgerichtig kommen Chruschtschows Morde, beispiellos in der Geschichte der UdSSR wie der ganze Putsch bzw. Doppel-Putsch, auch später in den Geschichtserzählungen ab 1956 so gut wie nicht vor. Jedenfalls nicht als Morde, also nicht als Verbrechen. Während das, was Chruschtschow Partei, Volk und Staat angetan hat, rückwirkend auf den Stählernen projiziert wird. Ein Putsch, eine „Machtergreifung“, eine Alleinherrschaft. Und auch eine Hannah Arendt hält sich an die von Nikita angebotene Lichtgebung: Der Stählerne tiefdunkelböse, die totale Herrschaft ins Geheimnisdunkel hüllend, die Verhältnisse unter Chruschtschow wenigsten nur eine Einparteienherrschaft. Morde? Verbrechen? Keine.

Durch die rekonstruierbaren Fakten ist diese Projektion wider Stalin und zugunsten Chruschtschows kaum bis gar nicht belegbar. Schon weil Chruschtschows Lügen von allen Antikommunisten, Antisozialisten, Anti-Sowjetisten, allen anderen voran die Amis und Brd-Deutsch-Nazis, völlig unkritisch aufgenommen und so großartig multipliziert wurden seit 1956 und ins Unendliche verlängert und seit 1990 schon gar nicht mehr infrage gestellt oder gar durch andere Erzählweisen gefährdet. Nicht zuletzt in dem sie eine über ihre Medien völlig öffentlich gemachte Rede als angeblich geheime ausgaben.

Wenn auf „zdfinfo“ oder „phoenix“ oder „3sat“ oder auf „tagesschau24“ in einer knoppschen History soap der Nikita zentral oder über längere Passagen oder sonst wie erzählt wird: Seine Morde kommen auch hier nicht vor. Nicht als Morde, nicht als Ungesetzlichkeiten. Die totale Propaganda-Kollaboration!

"Stalins Verbrechen" hingegen ist eine ständige Kurzformel. Diese müssen nicht mehr bewiesen, nicht mehr konkret benannt werden, sie sind so selbstverständlich, daß jeder Kneipengänger sie noch bei 2 oder 3 Promille fehlerfrei beten kann. Diese Asymmetrie ist schon eine Leistung der Propaganda! Da wird man blaß vor Neid und zieht die Mütze.

1L.M. Kaganowitsch. Erinnerungen. – Moskau, Wagrius Verlag, 2003, S.559-572. Übersetzung und Zwischenüberschriften: Kommunisten-online, gefunden auf „Saschas Welt“

2ebenda

3https://www.amazon.de/größte-Sklaverei-Weltgeschichte-Tatsachenbericht-Strafgebieten/dp/B005KO2F86

4https://www.amazon.de/Massenmord-Walde-Katyn-Tatsachenbericht-Unterlagen/dp/B00DFUWDLG

5Egon Krenz (Hrsg.), Walter Ulbricht, Zeitzeugen erinnern sich. Verlag Das Neue Berlin 2013, Seite 87

6Wikipedia, Seite zu Wjatscheslaw Molotow, März 2016

7Deutsche Wiki-Seite zu Nikita Sergejewitsch Chruschtschow

8Egon Krenz (Hrsg.), Walter Ulbricht, Zeitzeugen erinnern sich